Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München forderte im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" die deutschen Spieler sogar auf, ihre Solidarität mit Timoschenko und der Opposition offiziell kundzutun. Sie "würden damit Größe zeigen". Die grüne Fraktionschefin Renate Kühnast empfiehlt hierfür den orangen Schal - das Zeichen der "Orangenen Revolution" im Jahr 2004. Vereinzelt werden gar Stimmen laut, die fordern, die Gruppenspiele, die in der Ukraine stattfinden sollen, nach Deutschland oder Österreich zu verlegen bzw. Polen die alleinige Ausrichtung zu überlassen. Die Strafanstalt, in welcher die Oppositionspolitikerin die härtesten Wochen ihres Lebens durchmacht, ist gerade mal 3 km vom Stadion in Charkow entfernt. Dies jedoch hat der Europäische Fussballverband UEFA inzwischen abgelehnt.
Ungewohnt klare Worte gibt es auch aus dem Kreml vom russischen Noch-Ministerpräsidenten Dmitri Medwedjew. "Harte Bandagen" seien in der Politik nicht aussergewöhnlich. Dass allerdings unmittelbare Regierungsgegner weggesperrt und misshandelt würden, sei völlig inakzeptabel. Doch fürchtet der Kremlchef vielmehr um den wirtschaftlichen und politischen Einfluss im Nachbarstaat.
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Schließlich führt die Gaspipeline nach Mittel- und Westeuropa mitten durch das Land - es sind somit ukrainische Transitleitungen. Amnesty International rät von einem Boykott der Fußball-EM ab. Vielmehr sei es wichtig, dass all jene, die in die Ukraine reisen, auf die Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen. Schließlich sei der Fall Timoschenko einer von vielen. Grundlose Festnahmen und Folterungen stünden an der Tagesordnung.
Viktor Janukowitsch' "Partei der Regionen" wies die Meldungen aus Berlin schroff zurück. Es handle sich hierbei um eine "ungenierte Einmischung in die inneren Angelegenheiten" des Landes. Merkel regiere Deutschland, nicht die Ukraine, so der Parlamentarier Wassili Kisseljow. Auch von "Methoden der Zeiten des Kalten Krieges" wird gesprochen. Die Gesetze des Landes sähen keine medizinische Behandlung von Strafgefangenen im Ausland vor. Janukowitsch selbst betonte, dass er während der Fußball-EM kein Chaos zulassen werde. Die Täter der Bomben-Attentate in der Stadt Dnjepropetrowsk würden hart bestraft werden. Bei mehreren Explosionen wurden dabei 30 Menschen verletzt.
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Auch in andere Bereiche strahlt inzwischen die starre Haltung Kiews hinein. So hat neben den Präsidenten Österreichs, Italiens, Tschechiens und Sloweniens auch der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck ein Treffen der zentraleuropäischen Präsidenten auf Jalta ebenso wie EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso abgesagt. Sollten noch weitere Präsidenten (Estland und Lettland etwa überlegen dies ebenfalls) folgen, so muss dieses Treffen wohl abgesagt werden. Eine weitere bittere diplomatische Niederlage, die die Ukraine immer mehr ins Abseits rückt.
(Ulrich Stock)
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Nein zur Ukraine |
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02.05.2012 |
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